Ein Werkstoff, der die Industrie träumen lässt
Soluterials produziert ein revolutionäres reines Hochleistungs-Aluminium
Als Alla Kasakewitsch während ihrer Promotion in Materialwissenschaften an der Idee zu einem neuen Werkstoff arbeitete, lag es ihr noch fern, daraus ein Produkt zu entwickeln. Es dauerte einige Jahre, bis die Wissenschaftlerin bei einer internationalen Fachkonferenz hörte, dass die Industrie mit den aktuellen Werkstoffen nicht die aktuellen und zukünftigen Probleme lösen könne.
„Ich nahm 2018 an einer Konferenz in Bilbao teil. Ein Teilnehmer beschrieb den Werkstoff, den seine Branche aus seiner Sicht unbedingt benötigte. Mein Puls schlug höher, denn er nannte genau die Eigenschaftskombinationen, die der Werkstoff aufwies, mit dem ich mich nach meiner Promotion beschäftigt hatte“, erinnert sich Kasakewitsch an den Moment, der den Weg aus der Wissenschaft in die Wirtschaft einleitete. Als kurze Zeit später auf einer Messe ein Vertreter der Luftfahrtindustrie dieselben Ansprüche formulierte, griff sie kurzerhand zum Hörer und sprach mit einem ehemaligen Kollegen aus der Wissenschaft, Uwe Arlic. Der Zufall wollte es, dass Arlic gerade eine Idee entwickelte hatte, wie man den neuen Werkstoff, das heutige SoluteriAL, industriefähig herstellen könnte. Plötzlich fielen Marktbedarf und marktfähige Produktion zusammen. „Aber zwei Techniker alleine können die Welt nicht verändern“, erinnert sich Kasakewitsch mit einem Lachen. 2019 lernten die beiden über ihr berufliches Netzwerk die Geschäftsfrau und Marketingexpertin Christina Walch kennen – die Geburtsstunde des Unternehmens Soluterials.
Weltweites Patent
Ende 2020 legte das Start-up mit Sitz im Brandenburger Beelitz offiziell los. Heute weist es eine weltweite Patentanmeldung für den Werkstoff SoluteriAL auf, steht in Kontakt mit potentiellen Kunden aus den unterschiedlichsten Branchen und, mit abgeschlossener erster Finanzierungsrunde und klaren Plänen für die zweite, benötigt Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in allen seinen Geschäftsbereichen, von Technik über Administration zu Business Development. „Wir suchen Menschen, die Lust darauf haben, mit einem revolutionären Produkt die sehr klassische Metall-Industrie zu verändern, Europa unabhängiger von Rohstoff-Importen zu machen und Energiebedarfe der Industrie drastisch zu senken“, beschreibt Christina Walch die Jobs „mit Sinn“, die das Start-up zu bieten hat.
Innovation in mehr als einem Aspekt
Doch was macht den Hochleistungswerkstoff SoluteriAL so besonders? Und wie wird er hergestellt? „Die Innovation ist vielfältig. Es ist ein völlig neues Material, das es so vorher nicht gab. Es wird vorzugsweise aus reinem Aluminiumschrott hergestellt in einem rein mechanischen Verfahren, also ohne Schmelzenergie. Da es reines Aluminium ist, können wir es komplett recyceln. Und weil SoluteriAL Eigenschaften so kombiniert, wie noch kein Aluminiumwerkstoff zuvor, kann die Industrie damit innovative, bisher undenkbare Produkte designen“, fasst Kasakewitsch die Revolution zusammen, die in dem Werkstoff steckt. Und erläutert, dass es bis zu ihrem Produkt die herrschende Meinung war, dass reines Material sich nicht ohne Hinzufügen von anderen Elementen ändern kann – Soluterials verändert aber mit seinem mechanischen Verfahren die Struktur des Aluminiums. „Die Wissenschaft beschäftigt sich mit unserem Werkstoff und versucht, ihn zu verstehen“, so Kasakewitsch. Ein Satz, den nur wenige Gründerinnen oder Gründer so formulieren können!
Einsatzpotential in Luftfahrt, Telekommunikation, Robotik, E-Mobilität
Aluminium benötigen zahlreiche Branchen, Luftfahrt, Telekommunikation, Robotik oder E-Mobilität sind nur Beispiele. Vieles soll leichter und/oder kleiner werden. Feste Werkstoffe sollen gleichzeitig leitfähig sein. „In den Gesprächen mit der Wissenschaft und der Industrie sind wir ständig in Grenzbereichen unterwegs, unsere Gegenüber gehen inspiriert heraus und können völlig neu denken“, beschreibt Kasakewitsch den anspruchsvollen und faszinierenden Raum, in dem sich das Start-up dank seiner Innovation bewegt.
„Wir wollen einen Beitrag zur Senkung der CO2-Produktion leisten. Das kann unser Produkt, weil wir durch den mechanischen Herstellungsprozess viel Energie sparen, wir die Rohstoffe aus Europa beziehen und weil unser Werkstoff für den Kunden angepasst hergestellt werden kann, was eine bisher häufig nötige energieintensive Nachbearbeitung überflüssig macht“, zeichnet Walch den Nachhaltigkeitsanspruch des Unternehmens.
Brandenburg bietet Kontakte und Kompetenz
„Am Standort haben wir uns von Tag eins an willkommen gefühlt. Offene Ohren für unser Anliegen und Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung Brandenburg (WFBB), eine ausgeprägte Industrie-Tradition aber auch innovative Ansiedlungen wie Tesla und die Start-up Metropole Berlin vor der Haustür sind eine perfekte Mischung“, zeigt sich Kasakewitsch von der Region begeistert. „Dazu kommen die vielen Universitäten und Forschungseinrichtungen, da erhoffen wir uns sowohl wissenschaftliche Unterstützung als auch ein Fachkräftereservoir für unser wachsendes Unternehmen“, ergänzt Walch.
Soluterials will mit seinem „Wunderwerkstoff“ der Metall-Industrie Innovationen ermöglichen und bei Produktionsprozessen und Produkten kräftig CO2 einsparen. Der High-Tech Gründerfonds hat investiert, die EU ist Unterstützer. Menschen, die den aufregenden Weg mitgestalten wollen, sollten sich jetzt beim Start-up melden.