blonde Frau mit Zitat als Bildunterschrift
Madeleine Wolf, CEO | © visionYOU GmbH

Fünf Fragen an Madeleine Wolf | Co-Founderin von visionYOU

Das Beste aus Bildung und Unterhaltung verbinden

Mockups von svipe, der App zur Berufsorientierung | © visionYOU GmbH

Die Kreativagentur visionYOU, 2017 gegründet, nennt sich „Kreativagentur für digitale Bildung“. Das junge Team sitzt auf dem geschichtsträchtigen Gelände des Filmstudios Babelsberg als Mieter beim MediaTech Hub Lab Potsdam, einem von zwölf herausgehobenen Digitalstandorten in Deutschland.

visionYOU stellt Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Fortbildungsinteressierten digitale Lernformate zur Verfügung. Wir sprachen mit der Co-Founderin und geschäftsführenden Gesellschafterin Madeleine Wolf über die Ziele des Unternehmens, die Herausforderungen der digitalen Bildung, den Standort Babelsberg und was sie selber in der Schule gar nicht mochte.

 

visionYOU hat das Motto „Digitale Bildung beschleunigen und für alle verfügbar machen“. Woran scheitert dieser Anspruch aktuell am häufigsten? Was will visionYOU anders machen?

Drei Beispiele möchte ich nennen. Schulen scheitern oft an der nötigen Ausstattung wie WLAN und Endgeräte, aber auch an der Kompetenz der Lehrenden. Mit dem DigitalPakt Schule schaffen Bund und Länder Abhilfe. Um gefördert zu werden, muss die einzelne Schule einen Medienentwicklungsplan entwerfen. Hierfür haben wir ein Beispiel aufgesetzt und in diesem Sommer bundesweit Schulen vorgestellt.

In Unternehmen ist die digitale Fortbildung oft auf eine Plattform und das dort enthaltene Kursangebot beschränkt. Unser Ansatz: Alles, was wir an Fortbildungen produzieren, soll so kompatibel wie möglich mit den Systemen in den Unternehmen sein. Es geht hier um Schnittstellen und Formate.

Das dritte Beispiel betrifft mehr die Aufbereitung von Lernangeboten. Digitale Arbeitsblätter von Schulbuchverlagen beispielsweise kommen oft sehr altbacken und textlastig daher. Das wollen wir in unseren Angeboten anders machen, wir verbinden das Beste aus Bildung und Unterhaltung. 

Eines Ihrer Projekte, eine App zur Berufsorientierung, wird vom Programm „Gründung innovativ“ gefördert. Was bietet die App? Was ermöglicht die Förderung?

Die App ist ein gutes Beispiel dafür, wie man Schülerinnen und Schüler heute erreicht. „Svipe“ wird in kurzen Videos unterhaltsame Einblicke in unterschiedliche Berufe geben. Kurz heißt wirklich kurz, nämlich maximal 60 Sekunden. Wir haben den Duktus an eine bekannte Musik-Streaming-Plattform angepasst. Es gibt Playlisten, man kann Videos teilen. Eine weitere Besonderheit: Der Job wird jeweils in einem konkreten Unternehmen dargestellt, denn Kauffrau oder Kaufmann für Büromanagement beim Rundfunk Berlin-Brandenburg fühlt sich anders an als in einem Softwareunternehmen.

Diese App, die wir zusammen mit einem Team von Entwicklern aktuell produzieren, konnten wir nur durch die Förderung „Gründung innovativ“ in Angriff nehmen.

 

Unterrichtsprogramm der visionTour, einer multimedialen Berufsorientierung für Jugendliche | © visionYOU

Standort Potsdam-Babelsberg in Brandenburg: In welcher Hinsicht hilft er ihnen, innovative Projekte aufzusetzen?

Wir haben hier eine gute Vernetzung mit kurzen Wegen. Die Wirtschaftsförderung ist nah, unsere Ansprechpartnerin Fernanda Lange Boettcher hat uns wertvolle Kontakte vermittelt und auf Förderprogramme hingewiesen. Direkt auf dem Gelände ist einer unserer wichtigsten Kooperationspartner, Interlake, die uns beim E-Learning technisch zur Seite stehen. Aktuell geben wir mit Hilfe der Transferstelle der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf eine Studie in Auftrag zur Frage, welche Merkmale gute digitale Bildungsformate auszeichnen, sie wird dann von der Universität durchgeführt.

Was wir uns wünschen, wäre noch mehr Austausch mit den Studierenden. Film ist ja ein zentrales Medium für uns, auch Design und Web Development sind wichtig. Aber zu diesem Thema haben wir demnächst einen Termin mit der Transferstelle.

Ein junges Unternehmen, viele Projekte, viele Partner, wie stemmt visionYOU diese Vielfalt? Wo stecken die größten Herausforderungen?

Grundsätzlich stemmen wir das alles, in dem wir zu viel arbeiten … Im Ernst, wir brauchen dringend neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da helfen die Förderungen sehr.

Bei allem, was wir für die Schulen anbieten, merken wir, wie viel Vertrauensaufbau nötig ist. Wir schaffen uns Kontakte in ganz Deutschland, in Schulen, in Ministerien, für unser kleines Team ist das ein weiter Weg. Bei unserer App für die Berufsorientierung stecken wir in der typischen „Henne-Ei-Situation“ von neuen Produkten: Die Unternehmen wollen mitmachen, wenn wir ihnen eine starke Reichweite für die App aufzeigen, die bekommen wir aber erst, wenn die Unternehmen mitmachen.

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was war das Fach in der Schule, das Sie am wenigsten gemocht haben? Und könnte digitale Bildung da helfen?

Kunst. Das Fach habe ich nie gemocht, ich fühlte mich unkreativ und konnte nicht zeichnen. Seit einem Jahr nutze ich Instagram und habe gelernt, dass auch ich mit digitalen Tools schöne Gestaltung schaffen kann. Ein gutes Beispiel, wie die digitale Welt meine eigenen Grenzen verschiebt.